Dienstag, Juni 07, 2005

Saccharine Trust «Pagan Icons»

Saccharine Trusts Debut, Pagan Icons, zu hören, heisst, sich nackt der Gewalt auszusetzen. Es ist mir unverständlich und scheint mir geradezu mysteriös, wie die Band damals, 1981, es geschafft hat, ein so unglaublich dichtes Werk einzuspielen. Die 8 Songs von Pagan Icons erscheinen mir in ihrer Hermetik oft wie der Inbegriff all dessen, was die existentielle Härte des Hardcore-Punks ausmacht, obschon dies natürlich Unsinn ist; zu vielstimmig war das Orchester, das damals den letzten Aufbruch einer Generation des 20. Jahrhunderts begleitete.

Diese Platte ist der Schmerz. Sich ihr auszusetzen heisst, sich dem Schmerz auszusetzen. Mir sind nur wenige andere Werke bekannt, die einen Sog zu entwickeln imstande wären, der diesem nahe kommt, allenfalls ebenbürtig ist. Rudimentary Peni war die wohl einzige andere Band der 80er, 90er und erfreulicherweise auch der Gegenwart, die dieselbe Gnadenlosigkeit und Brillanz für mich verkörpern. Überhaupt will mir scheinen, dass man über solche Musik nur mit dem Metaphernfeld des Körpers überhaupt sprechen kann. Alles daran ist körperlich und der Körper bleibt immer das Ziel. Diesen Schmerz kann kein Verstand lange aushalten, er wird ihn immer und immer wieder über den Körper abzuleiten versuchen. So geht es mir, wenn ich zwischen meinen Lautsprechern sitze, auf dem roten Drehsessel. Ein Funkenhorn, vom Links- und vom Rechtspol durch mich hindurch gebrannt. Ich sitze also da, lasse mich zerfahren und halte es aus. Mein Körper zittert, wenn ich Pagan Icons immer wieder durchlaufen lasse.

Montag, Juni 06, 2005

Stadtbeleuchtung

Man sollte Grossstädte oder zumindest alle grösseren Städte nachts anders beleuchten. Die wirklich hässlichen Teile einer Stadt und auch die heruntergekommenen Gegenden müssten beleuchtet sein, nicht die Sehenswürdigkeiten oder das, was man dafür hält. Nicht die grossen Bauwerke, sondern die baufälligen Gebäude, nicht die Museen, sondern die hässlichsten Wohnsilos müssten in Licht getaucht sein.
Nicht, dass dies ehrlicher wäre. Es wäre nur schöner.